Wohnpsychologie


Beim Betreten eines Hauses oder einer Wohnung sollten Sie schon eine Art Neugier auf mehr verspüren. Beim Ansehen des Objektes sollten Sie das Gefühl haben hier könnte ich bleiben und meinen Kaffee oder Tee trinken. Hier fühle ich mich wohl. Wenn Sie diese Gedanken haben, sollte das Haus oder die Wohnung auf jeden Fall in die engere Wahl kommen. Ihre Intuition entscheidet bereits zu diesem Zeitpunkt für Sie, ob Sie sich später in ihrem neuen Zuhause wohlfühlen oder nicht.

Gehen Sie einmal in Ihre Vergangenheit zurück und stellen Sie fest, Partnerschaft und Wohnungssuche haben vieles gemeinsam. Hatten Sie nicht auch schon einmal das Gefühl: Ich hätte es wissen müssen, wir passen einfach nicht zusammen. Es gab ja bereits Anzeichen. Aber wie das so ist, man verliebt sich Hals über Kopf und alles andere wird ignoriert. Einfach nicht auf die leise Stimme gehört, die geflüstert hat :“Lass es lieber bleiben, ihr passt nicht zusammen, dreh schnell um und verschwinde.“ Stattdessen gibt man aus einer Laune heraus sein Ja-Wort – und bereut es schon kurzfristig. Manchmal schon Monate später hat man das Gefühl : Wir passen nicht zusammen. Dabei hörte sich alles so gut an: 4 Zimmer, Altbau, Kamin, Parkett, großer Garten, erschwinglicher Preis. Genau das, was ich/wir gesucht haben. Dass die Chemie zwischen Ihnen und Ihrem neuen Zuhause nicht stimmte merkten Sie wahrscheinlich schon nach kurzer Zeit. Kein richtiger Platz für sich alleine, eine große Küche, aber eben doch nicht gemütlich. Ein Kamin, aber Ihnen war immer kalt. Nichts rein gar nichts fühlte sich mehr richtig an. Man horcht in sich hinein und überlegt, was habe ich falsch gemacht, doch es gibt irgendwie keine konkrete Antwort. Es ist nur das diffuse Gefühl: Hier bin ich nicht zu Hause! Nur was bedeutet das eigentlich? Was macht eine Wohnung oder ein Haus wirklich zu einem Zuhause?

Eins schon einmal vorweg. Ein Zuhause hat nichts mit einem großen Wohnzimmer, einer High-Tech Küche oder einem exklusivem Bad zu tun. Nichts, was einem Trend entspricht oder was andere als schick erachten. Zuhause ist ein Ort, an dem wir uns hundertprozentig wohlfühlen, ganz und gar eins sind mit uns und unserer Umgebung. Ohne auch nur eine Sekunde darüber nachdenken zu müssen. Wir suchen gerade heute in unseren vier Wänden Schutz, Wärme und Geborgenheit. Dieses Bedürfnis ist fest in unseren Genen verankert. Zuhause zu sein bedeutet, nicht mehr ständig auf der Hut zu sein, das innere Alarmsystem abschalten zu können. Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten steigt die Sehnsucht nach häuslicher Geborgenheit. Ein großes gemütliches Sofa als Basisstation gegen die „feindliche Welt“ ist heute weit verbreitet. Es gibt Studien, die belegen, dass sich die meisten Menschen in regelmäßigen, möglichst quadratischen Grundrissen am wohlsten fühlen und in Räumen, die Nischen aufweisen. Auch benötigen wir ein gewisses Maß an Unordnung. Allerdings nicht die Socken unter dem Sofa, sondern die Familienfotos an der Wand, die fünf Shampoo-Flaschen auf dem Badewannenrand, die vielen Gewürze auf einem Regal in der Küche über dem Herd. Was ein echtes Zuhause sein will, muss nach seinen Bewohnern aussehen und nach gelebtem Leben. Auch Fensterflächen sind wichtig. Es gibt Menschen, die mögen große Fensterflächen, andere mögen es gerne beschaulicher. Auch bei hohen Decken gibt es Unterschiede. Die einen empfinden sie als Befreiung, die anderen als Bedrohung. Wichtig sind auch Rückzugsgebiete anderen Mitbewohnern gegenüber. Dies muss nicht immer ein Zimmer sein, manchmal reicht auch ein schöner Sessel, in dem man sitzt, um in Ruhe ein Buch zu lesen. Ganz wichtig ist aber die erste Begegnung mit ihrem neuen Zuhause: Noch bevor unser Bewusstsein eine Meinung zu einem Raum hat, reagiert unser vegetatives Nervensystem schon auf ihn. Instinktiv spürt man sofort, ob einem ein Umfeld zusagt oder nicht. Sind Sie sich immer noch nicht sicher, überlegen Sie: Wo haben Sie sich früher wohlgefühlt? Sind Sie ein Turmmensch und fühlen sich so richtig wohl in einer Dachgeschosswohnung oder lieben Sie den Garten und eine Erdgeschosswohnung mit großen Fensterfronten? Sollten Sie ein Turmmensch sein und Ihre Familie möchte aber ein schönes Haus, dann reservieren Sie auf jeden Fall das Dachgeschosszimmer für sich!